Jetzt gilt's für die Landshut Cannibals. Am Wochenende dürfte sich entscheiden, ob die Niederbayern in der 2. Eishockey-Bundesliga ein Wörterl bei der Vergabe der Spitzenplätze mitsprechen können. Bereits am Freitag (19:30 Uhr) wartet auf die Rot-Weißen die Pflicht beim "Hinterbänkler" Tölzer Löwen. Dieses Match ist allerdings nur das Vorspiel für den Schlager zwei Tage später. Dann kreuzt um 18 Uhr mit den Eisbären Regensburg nämlich ein Meisterschaftsanwärter am Gutenbergweg auf. Fast folgerichtig spricht in der Dreihelmenstadt fast jeder nur vom Ostbayernderby gegen Regensburg. Das birgt natürlich die Gefahr, Bad Tölz zu unterschätzen und im Isarwinkel Schiffbruch zu erleiden. Nur gut, dass die Mannschaft offensichtlich um die Schwere der Aufgabe weiß: "Wir denken von Spiel zu Spiel. Regensburg ist für uns weit weg", beteuert Kamil Toupal. Ein Erfolg in Bad Tölz wäre auch psychologisch von hohem Wert: "Wenn man am Freitag gewinnt, ist das die beste Motivation, um am Sonntag nachzulegen. Der Druck wäre mit einem Sieg in Tölz weg, und wir könnten auf einen weiteren Sechserpack gehen. Das ist immer unser Anspruch", strotzt der Team-Kapitän vor Selbstvertrauen. Die Landshuter haben auch keinen Grund, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Als Ranglistenfünfter liegen die Dreihelmenstädter nach dem ersten Doppelrundendrittel aussichtsreich im Rennen um den begehrten vierten Rang, der im Viertelfinale Heimrecht garantieren würde. Nur zwei Pünkterl beträgt der Abstand zum SC Bietigheim, drei Zähler sind's bis zu den Regensburgern. Die Chancen stehen deshalb nicht schlecht, dass ein Sixpack gar den Sprung auf Rang drei bedeuten würde. Zumal Bietigheim heute in Dresden vor einer hohen Auswärtshürde steht. Diese glänzenden Perspektiven eröffnen sich freilich nur dann, wenn die Landshuter ihre Pflichtübung in Bad Tölz fehlerfrei erledigen. Wahrscheinlich werden die "Buam", die trotz des Tabellenstands gerade daheim nicht zu unterschätzen sind, mal wieder in der Abstiegsrunde um den Ligaverbleib kämpfen müssen. Dabei hatten die Isarwinkler im Sommer kräftig aufgerüstet: Aus Regensburg lotsten die Verantwortlichen Klassekeeper Mark Cavallin sowie Abwehrroutinier Peter Gulda in die Kurstadt. Das Duo verlieh der Defensive prompt mehr Stabilität - doch was nützt das schon, wenn vorne die Stürmer nicht treffen. 46 Tore in 21 Spielen sind der schlechteste Wert der 2. Bundesliga, selbst das abgeschlagene Schlusslicht Weißwasser durfte einmal öfter jubeln. An den Topskorern Jeff Hoad und Rod Stevens liegt es nicht. Eher am schwachen Powerplay sowie an der geringen Breite des Kaders. Über eine zu dünne Personaldecke kann sich Regensburgs Erfolgstrainer Erich Kühnhackl nicht beschweren. Die Eisbären verfügen wirtschaftlich über das wohl größte Potenzial der Liga. Das moderne Stadion, motivierte und damit zahlungswillige Unternehmen am Ort sowie ein Zuschauerschnitt von fast 3400 Besuchern pro Heimspiel eröffnen DEL-Perspektiven. Sportlich steckt ebenfalls eine ganze Menge in den Oberpfälzern. Das beweist nicht nur Tabellenplatz drei, sondern auch der Einzug ins Pokal-Halbfinale, das beste Torverhältnis der Liga und Rang eins in der Unterzahlwertung. Dagegen haben Torjäger Ervin Masek, Shawn Heaphy, Jason Miller und Co. ausgerechnet im Powerplay noch Luft nach oben. Der womöglich wertvollste Mann im Kader der Eisbären heißt Martin Ancicka. Der inzwischen eingedeutschte Tscheche ist ein Offensivverteidiger im besten Sinne des Wortes: Hinten hält er die Schotten dicht, versteht glänzende Aufbaupässe zu spielen und verfügt zudem über einen trockenen Schuss - logisch, dass da DEL-Vereine hellhörig werden. Ausgezeichnet funktioniert das "Experiment" mit deutschen Keepern. Markus Janka rechtfertigt das Vertrauen von Erich Kühnhackl bislang voll und ganz - er belegt in der Torhüterwertung den zweiten Rang. Wie der Goalie zu knacken ist, wissen Brandon Dietrich, Conny Strömberg und Co. jedoch genau. Denn beim 6:4-Triumph in der Donau-Arena schenkten die Kannibalen den Eisbären kräftig ein. So kann's am Sonntag ruhig weitergehen.